Geometria versus philosophiam
Ac praeterea in eo differentia est, quod in Geometria, cum omnibus sit
persuasum nihil scribi solere, de quo certa demonstratio non habeatur,
saepius in eo peccant imperiti, quod falsa approbent, dum ea videri volunt
intelligere, quam quod vera refutent: contra vero in Philosophia, cum
credatur nihil esse de quo non possit in utramque partem disputari pauci
veritatem investigant et multo plures, ex quo ausint optima quaeque
impugnare, famam ingenii aucupantur.
Und im übrigen besteht darin ein Unterschied, dass in der Geometrie - weil alle
überzeugt sind, dass für gewöhnlich nichts geschrieben wird, wofür es keinen
sicheren Beweis gibt - die Unerfahrenen häufiger darin fehlen, dass sie falsches
akzeptieren, um vorzutäuschen, dass sie es verstehen, als dass sie wahres zurückweisen.
In der Philosophie dagegen - weil man glaubt, dass es nichts gibt, worüber man nicht
mit beiderlei Meinung disputieren kann - erforschen nur wenige die Wahrheit und viele
andere erschleichen sich den Ruf eines Genies dadurch, dass sie sogar Hervorragendes
anzufechten wagen.
René Descartes
Meditationes de prima philosophia 5,1-9
Schlagwörter: Geometrie Philosophie
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Herbert Klaeren